Ein Käfig ist kein Lebensraum!

Exoten als Haustiere erfreuen sich großer Beliebtheit, besonders die farbenprächtigen und sprachbegabten Papageien. Dabei ist eine tiergerechte Papageienhaltung gar nicht möglich. Nur in der freien Natur, in einem intakten Biotop in ihren Heimatländern, können die Krummschnäbel wirklich artgerecht leben. Ein Zusammenleben mit Menschen ist für Papageien leider immer auch ein Leben in Gefangenschaft.

Besonders bedenklich ist es, Vögeln die Möglichkeit zu nehmen, frei fliegen zu können, denn das ist ihre Bestimmung. Papageien sind äußerst anspruchsvolle Wildvögel. Die größte Freude ist, diese Kobolde der Lüfte frei fliegend in ihren Heimatländern zu beobachten. Darum sollten wir Menschen den Wunsch, diese Tiere zu besitzen, ganz schnell wieder vergessen.

Aber, was sollte ein Tierfreund machen, der schon Halter eines oder gar mehrerer bunter Krummschnäbel ist? Vielleicht im Stadtpark fliegen lassen oder wieder in seiner Heimat auswildern? Nein, das ist keine Lösung, sondern eher zum Schaden der noch frei lebenden Papageien. Von Menschen handaufgezogene Papageien sind nicht in der Lage, sich in ihrem ursprünglichen Lebensraum zu integrieren. Außerdem besteht die Gefahr, dass wieder ausgewilderte Papageien sog. Zivilisationskrankheiten einschleppen, die eine tödliche Gefahr für ihre Artgenossen in der freien Wildbahn darstellen.

Also bleibt für den Menschen nur, seinen geliebten Vögeln ein so tiergerechtes Leben in seiner Obhut zu ermöglichen. Der wichtigste Grundsatz heißt: Jeder Papagei braucht einen gefiederten Partner derselben Art - hierbei spielt das Geschlecht keine Rolle! Wichtig ist, dass Papagei einen Sozialpartner hat, der "seine Sprache spricht" und mit dem er sich den ganzen Tag beschäftigen kann.

Einen Großpapageien mit einem Wellensittich zu vergesellschaften, kann das Todesurteil für den Sittich bedeuten. Die mindestens paarweise Haltung sieht übrigens auch der Gesetzgeber vor, nachzulesen im Gutachten "Mindestanforderungen an die Haltung von Papageien" aus dem Jahre 1995.

Sinnvoll ist es, einem "ungewollten" Krummschnabel ein neues Zuhause zu geben oder von einem Züchter eine Naturbrut zu erwerben, die altersmäßig zum "Heiratskandidaten" passt.
Auf keinen Fall sollte man einen Wildfang, also eine Naturentnahme kaufen.

Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass Papageien Flugvögel sind. Leider wird diese Tatsache allzu oft vergessen:

Im Zoofachhandel werden immer noch Standardkäfige mit einer Grundfläche von 40x40cm verkauft.
   
Auch Zimmervolieren sind für eine dauerhafte Unterbringung ungeeignet.

Welcher Mensch möchte sein Leben lang eingesperrt sein, noch dazu in einem Raum, der nicht größer ist, als eine Gästetoilette? In diesem Käfig könnte der Papagei gerade ´mal etwas klettern, aber natürlich nicht fliegen. So ein Käfig ist ein Gefängnis (und das leider viel zu oft über Jahrzehnte!)und kann max. als Transport- oder Krankenkäfig genutzt werden.

Es gibt Alternativen:

Eine geräumige Gartenvoliere mit beheizbarem Schutzhaus ist ideal!

Diese Außenvolieren fallen allerdings unter die Gehege-Genehmigung und müssen vor dem Bau von den zuständigen Behörden genehmigt werden. Auskunft über die Mindestgrößen und Antragsformalitäten erteilt das örtliche Naturschutzamt.

Wie sollte nun so eine tiergerechte Aussenvoliere beschaffen sein? Ein frostsicheres Streifenfundament (ca. 80 cm tief) im Außenbereich und eine Doppelverdrahtung mit mind. 2 cm Abstand schützt vor Räubern wie Marder, Iltis oder Greifvogel. Die Volierengröße für z.B. ein Pärchen Graupapageien beträgt min 2 x 2 x 2 Meter, die Gitterstärke für diese liegt bei 2mm und die Maschenweite bei 2,5 x 2,5 cm. Die Außenvoliere kann "natur-belassen" bleiben und mit Natur-Ästen ausgestattet werden (z.B. auch mit dicken Ketten als schwingende Schaukeln).Wer keinen Garten besitzt ist wohl oder übel gezwungen, seine Papageien in Innenräumen zu halten, benötigt dafür aber eine sehr große Zimmervoliere oder ein ganzes Zimmer. Auch ein Wintergarten, eine Terrasse oder ein Balkon können Papageien zu Sonnenlicht, Frischluft und Regen verhelfen. Gefüttert wird nur im Innenbereich, dass hält Mäuse und Ratten fern, die als Krankheitsüberträger den Papageien schaden können. Die Innenvoliere sollte mit Sand, Hobelspänen von unbehandeltem Holz, Strohmehl oder ähnlichem geeigneten Material eingestreut werden, das regelmäßig ausgetauscht wird. Zeitung oder Katzenstreu ist auf jeden Fall ungeeignet, da das "Durchkauen" gesundheitsschädlich ist. Weiterhin sind frische Naturäste in unterschiedlichen Stärken zum Sitzen, Klettern und Abknappern der Rinde unerlässlich. Dazu eignen sich Äste von Obstbäumen, Haselnuss, Eberesche, Kastanie, Buche, Linde, Ahorn, Weide usw.

Äste von Birken und Eichen müssen abgelagert sein, da die Gerbsäure zu Durchfall beim Durchkauen führen kann. Äste sollten niemals von Bäumen in Straßennähe geschnitten werden, da diese Bleiablagerungen - verursacht durch den Straßenverkehr - enthalten, die zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen können. Von Wildvogelkot verunreinigte Äste sind einfach mit heißem Wasser und einer Bürste zu reinigen. Blätter, Rinden, Beeren und Früchte bitte nicht entfernen - sie sind Bestandteil des Speiseplans. Weidenäste eignen sich nicht als Sitzäste, da das Holz sehr weich ist und schnell "zerlegt" wird, aber als Knabberäste (zu einem Strauß gebunden und aufgehängt) sind sie eine gute Beschäftigung. Die Äste in der Voliere sollten täglich von Kot und Futterresten gereinigt werden (ohne Chemie!). Es versteht sich von selbst, dass diese regelmäßig ausgetauscht werden.

Viele Tierhalter glauben, dass Papageien Vegetarier sind - Irrtum! Sie benötigen unbedingt tierisches Eiweiß (z.B. in Form von Eifutter, Joghurt, Quark etc.) Papageien müssen sehr abwechslungs- und fettreich ernährt werden. Sie benötigen Körnerfutter (auch gekeimt), Obst und Gemüse, Mineralstoffe und Grit sowie das oben erwähnte tierische Eifutter, welches durchaus mit kleinen getrockneten Fischen und Garnelen angereichert sein kann (es gibt sehr gutes Eifutter im Fachhandel). Täglich frisches Trinkwasser ist nötig, lieber aber Früchte- und Obstsäfte (z.B. Möhrensaft mit Honig).

Auch wenn Papageienhalter nicht züchten sollten (die Zucht ist genehmigungspflichtig; nähere Auskünfte erteilt das zuständige Veterinäramt) ist sinnvoll, Papageien eine Naturstamm-Nisthöhle anzubieten. Eine solche Höhle ist ein tolles Versteck, eine prima Werkstatt und ein Schlafzimmer, welches den Vögeln Geborgenheit und eine Rückzugsmöglichkeit bietet.

Regelmäßiges Baden (z.B. mit einer Blumenspritze oder im Regen) gehört bei Papageien zur Körperpflege. (Die Blumenspritze sollte nach jedem Gebrauch von innen gereinigt werden!)

Wenn Sie nach dem Lesen dieses Textes den Eindruck haben, ihren Papageien kein tiergerechtes Leben bieten zu können, dann sollten Sie sich von Ihren gefiederten Lieblingen trennen - auch wenn´s weh tut.

Die Frage ist nicht: können sie denken?,
oder: können sie sprechen? ,
sondern: können sie leiden?
Jeremy Bentham, englischer Philosoph